Umwelt, Energie, Verkehr: Wie geht es weiter in der Nordstadt?

Bei unserer jüngsten Ortsvereinssitzung sprachen wir mit Michael Hauck, Sprecher des Arbeitskreises Umwelt der Nürnberger SPD, über drängende Verkehrs- und Umweltfragen vor Ort.

  • von  Bernd Buchner
    18.12.2022
  • Nordbahnhof-Vogelherd, Beiträge

Eher die Ausnahme: Ladestation für E-Autos an der Schweppermannstraße.

Ausbaufähig: Michael Hauck mit einer Karte der E-Ladestationen im Nürnberger Norden.

Wie geht es weiter mit der Energiewende in Nürnberg, wie sieht es konkret mit Ladestationen für E-Autos in unserer Nachbarschaft aus? Bei unserer jüngsten Ortsvereinssitzung hatten wir Michael Hauck zu Gast, Sprecher des Arbeitskreises Umwelt der Nürnberger SPD, und diskutierten mit ihm über die gegenwärtig drängenden Fragen rund um Energiekrise, E-Mobilität und die Zukunft des Verkehrs.

Michael Hauck ist nach seinen eigenen Worten "grüner Sozi" und wohnt selbst in Maxfeld, in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Die Zahl der E-Ladestationen sei bisher "im Norden sehr dünn gesät", erläuterte Michael mit  Blick auf die Situation in der Nordstadt und den angrenzenden Gebieten. Das entspricht auch unserer Beobachtung. Im Neubaugebiet rund um den ehemaligen Nordbahnhof etwa, wo rund 3000 Menschen wohnen, sind bisher kaum E-Autos zu sehen.

Konkrete Zahlen: Fehlanzeige

Vor der Sitzung hatte unser Vorsitzender Helmut Schwämmlein versucht, bei der N-ERGIE, dem regionalen Energieversorger, konkrete Zahlen zu erhalten. Vergeblich allerdings. Die N-ERGIE koordiniert die örtliche Errichtung von E-Ladestationen. Die Kundenfreundlichkeit der städtischen Tochter lässt allerdings zu wünschen übrig. Bei der Jahreshauptversammlung der Nürnberger SPD im März soll deshalb ein Antrag gestellt werden, das Unternehmen dazu zu bringen, transparenter als bisher mit dem Thema E-Ladestationen umzugehen.

Das Thema E-Mobilität, so Michael Hauck, sei ohnehin "definitiv nicht die Lösung unseres Verkehrsproblems", sondern könne nur ein Baustein sein. Wir waren uns einig, dass es nicht darum gehen kann, die hohe Zahl der Verbrennerautos einfach durch E-Autos zu ersetzen. Das Lithium für die E-Autos, das ohnehin unter prekären Umständen abgebaut und verarbeitet wird, reicht vielleicht für zehn oder 15 Jahre, und dann?

Zu einer sozialen Aufgabe machen

"Das Thema Energie auch zu einem sozialen Thema machen, ist unsere erste Aufgabe", betonte Michael Hauck in der Sitzung. "Das schaffen wir momentan nicht." Es gebe zum Beispiel kein stadtplanerisches Konzept, Nürnberg klimaresilienter zu machen. Sprich: weniger Verkehr, mehr Grünflächen. Notwendig sei ein Gesamtkonzept, so Michael. Zur Hitze in den Städten trügen Verbrennerautos nur zu einem Viertel bei­ – notwendig seien Entsiegelung, Alleen, grüne Fassaden, mehr Solar auf den Dächern.

Thema Photovoltaik: Die werde nicht mehr öffentlich gefördert, führte eines unserer Mitglieder aus. Wer sich Solar auf Dach habe machen lassen, warte heute ein halbes Jahr auf Reparaturen, weil die Firmeninfrastruktur gar nicht mehr da sei. "Wir laufen da in eine Falle rein", bestätigte Michael. Die Firmen hätten gar nicht mehr das Personal, die Kapazitäten, das Material, um die in Privatinitiative geschaffenen Anlagen am Laufen zu halten.

49-Euro-Ticket und Stadt-Umland-Bahn

Auch über das Thema Verkehr entspann sich ein anregender Austausch. Beim künftigen 49-Euro-Ticket waren wir uns einig, dass parallel mehr in die Aufbauinfrastruktur investiert werden muss, die in den vergangenen Jahrzehnten durch die Privatisierung totgespart wurde. Kritisch diskutierten wir über den Ausbau des Frankenschnellwegs, ein innerparteilich kontroverses Thema. Und die StUB, die Stadt-Umland-Bahn von Nürnberg über Erlangen nach Herzogenaurach? Sie kommt, aber zu welchen Kosten, weiß gegenwärtig niemand.

Am Ende des Abends stand das Fazit, dass uns das Thema Energie und Verkehr weiter beschäftigen wird, dass es aber für viele Probleme Lösungen geben kann. Apokalyptisches Denken ist nicht angebracht – eher ein Denken in Potenzialen, in Möglichkeiten, wie es eines unserer Mitglieder ausdrückte. Danke an Michael Hauck für das höchst anregende und informative Gespräch. Übrignes: Der Arbeitskreis Umwelt trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Karl-Bröger-Zentrum (Karl-Bröger-Str. 9). Aktive und Gäste jederzeit willkommen. Näheres im Netz unter https://www.spd-nuernberg.de/partei/ags-und-aks/arbeitskreis-umwelt/.